Familie Liebenthal
Die Familie Liebenthal zog 1875 aus Nürnberg nach Kempten und eröffnete dort ein Käsegeschäft. Die Töchter Elsa, geboren am 5. Mai 1895 in Kempten und Gertrud, geboren am 19. Juli 1889 in Kempten, wurden am 31. März 1942 nach Piaski deportiert und ermordet.
Josef und Marie Liebenthal, geboren Reckendorfer, zogen 1875 nach Kempten in die Westendstraße 21 und eröffneten am 19. November 1875 im gleichen Haus einen Käseladen. Die Mutter Marie bekam insgesamt zehn Kinder, von denen viele bereits früh verstarben. Hans-Heinrich, Wilhelm, Elsa, Gertrud und Anna überlebten. Die hier verlegten Stolpersteine sind Elsa und Gertrud gewidmet. Als der Vater Josef am 8. Mai 1910 in Leipzig verstarb, übernahmen seine Söhne Wilhelm und Hans-Heinrich das Geschäft.
Wilhelm, der zweite Sohn, diente von 1916 bis 1918 bei der bayerischen Armee und zog 1920 nach Darmstadt. Am 2. November 1920 heiratete er Berta Rosenthal, die bereits eine Tochter Gisela mit in die Ehe brachte. Dabei ist unklar, wie sie sich kennenlernten, da Wilhelm vorher nicht in Darmstadt gemeldet war. Am 17. Oktober 1922 wurde der gemeinsame Sohn Heinz Josef geboren. Das gemeinsame Geschäft der Familie wurde im Oktober 1938 erzwungenermaßen verkauft. Seine Kinder Heinz Josef und Gisela emigrierten im September 1938 in die USA. Am 27. September 1942 wurden Wilhelm und Berta Liebenthal nach Theresienstadt deportiert.

Wilhelm Liebenthal wurde am 12. November 1943 im Alter von 63 Jahren in Theresienstadt ermordet. Seine Frau Berta war 54 Jahre alt, als sie dort am 24. Dezember 1943 ermordet wurde.

Hans-Heinrich führte das elterliche Geschäft des Käseladens in Kempten bis 1929 weiter, danach arbeitete er als Buchhalter und wanderte 1943 nach Santiago de Chile aus. Im selben Jahr verstarb die Mutter Marie.
Das jüngste Kind Anna Liebenthal wurde am 16. Januar 1891 in Kempten geboren und gründete ebenfalls eine Familie. Sie heiratete Hans Josef Littmann und zog später nach Berlin.
Gertrud Liebenthal wurde am 19. Juli 1889 in Kempten geboren. Sie arbeitete als Buchhalterin vermutlich im Geschäft der Eltern. Im Frühjahr 1939 zog sie ins sogenannte „Judenhaus“ in der Immenstädter Straße 20. Gertrud wurde am 31. März 1942 nach Piaski deportiert und später ermordet.

Elsa Liebenthal wurde am 5. Mai 1895 in Kempten geboren. Ab dem Alter von 37 Jahren hielt sie sich mehrfach im Ort Michelbach an der Bilz (Baden-Württemberg) auf. Von 1935 bis 1939 wohnte sie dort dauerhaft. Am 28. April 1939 kam Elsa zurück nach Kempten und musste ins sogenannte „Judenhaus“ in der Immenstädter Straße 20 zu ihrer Schwester Gertrud ziehen. Sie wurde von dort ebenfalls am 31. März 1942 nach Piaski deportiert und später ermordet.


