IIn Kempten gibt es verschiedene Gedenkorte, die an ehemalige jüdische Bürgerinnen und Bürger und jüdisches Leben erinnern.

Kempten Residenzplatz 33 Landhaus jüdischer Betsaal; Foto Ralf Lienert

Landhaus mit Betsaal der jüdischen Gemeinde

In Urkunden wird das landschaftliche Wirtshaus gegenüber der Residenz bereits 1721 erwähnt. In diesem Gasthaus werden im Saal  Versammlungen und Sitzungen der Landschaft und der Landstände des Stifts Kempten abgehalten.Ab 1871 war dieser an die Altkatholische Gemeinde vermietet, ein Nebenraum im Landhaus diente der kleinen jüdischen Gemeinde ab 1875 als Betsaal, in dem auch religiöse Feiern stattgefunden haben. 

Die jüdische Gemeinde in Kempten war eine Filialgemeinde der Israelitischen Kultusgemeinde Memmingen und hatte daher keine eigene Synagoge. Aus dem Betsaal ist noch heute im Archiv des Kempten-Museums eine Tora-Rolle (hebr. Sefer Tora) mit Hülle aus lila Samt enthalten. Tora-Rollen enthalten den Text der fünf Bücher Mose für die Lesung im Gottesdienst. Der Text wird von einem Schreiber in hebräischer Quadratschrift auf eine Pergamentrolle geschrieben. Aus ihr wurde während des Gottesdienstes noch bis 1941/1942 im Betsaal der Israelitischen Kultusgemeinde Kempten vorgelesen.

Friedensplatz im Hofgarten; Foto RalfLienert

Friedensplatz im Hofgarten

Im Hofgarten, der nördlich der Residenz liegt und als barocke Schlossgartenanlage angelegt ist, befindet sich an der Herrenstraße der sogenannte Friedensplatz. Es ist der Ort des Gedenkens und der Erinnerung an die Verfolgten des NS-Regimes. 

Dort befinden sich das Mahnmal „Gefangener Körper, gefangener Geist, gefangene Seele“ für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft. Es wurde im Jahr 1996 von Schülerinnen und Schülern der Robert-Schuman-Volksschule gestaltet. Ein Gedenkstein „Gegen das Vergessen“ wurde 1995 vom Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern gesetzt. Er erinnert an die jüdischen Kemptenerinnen und Kemptener, die 1942 deportiert wurden. „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig erinnern an Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen verfolgt und ermordet wurden. Am Friedensplatz sind es Zwangsarbeiter, die in und um Kempten hingerichtet wurden.

Eine Friedenslinde steht als Symbol: Gemeinsam dem Frieden Wurzeln geben.

Jüdischer Friedhof in Kempten; Foto Ralf Lienert

Jüdischer Friedhof am Gottesackerweg

Der jüdische Friedhof befindet sich westlich des katholischen Friedhofs als abgetrennter Bereich. Er wurde in den 1870er Jahren für die kleine jüdische Gemeinde Kemptens angelegt. Seit 1960 umgibt den Friedhof eine Hecke und ein Zaun. Es befindet sich dort ein Gedenkstein mit den Namen von 16 in der NS-Zeit ermordeten Kemptener Bürgerinnen und Bürger jüdischer Konfession, an die auch die in der Stadt verlegten Stolpersteine erinnern.

Sigmund-Ullmann-Platz vor dem Müßiggengelzunfthaus; Foto Ralf Lienert

Sigmund-Ullmann-Platz in der ehemaligen Reichsstadt

Der Platz vor dem Müßiggengelzunfthaus in der ehemaligen Reichsstadt wurde 1997 nach Sigmund Ullmann (1864-1942) benannt. Er war ein Bankier, Kommunalpolitiker und ab 1914 Vorstand der kleinen jüdischen Filialgemeinde in Kempten. Als Politiker war er von 1912 bis 1919 Mitglied im Magistratsrat, von 1922 bis 1924 saß er für den Bürgerverein im Stadtrat. Anschließend war er bis 1929 Finanzberater des Bürgermeisters Dr. Otto Merkt und saß bis zum 21. März 1933 im Sparkassenausschuss.

Ehemalige Judengasse; Foto Ralf LIenert

Ehemalige Judengasse in der Stiftsstadt

In der Zeit des Stifts Kempten hieß die Gasse hinter dem Kornhaus Judengasse. Später wurde daraus die Herbststraße. Wann und warum die Judengasse aus dem Stadtplan verschwand, lässt sich aus den Unterlagen des Stadtarchivs Kempten nicht rekonstruieren.