Andor Ákos

Ákos' Uniform geschmückt mit militärischen Auszeichnungen und einem Hakenkreuz samt Reichsadler
Andor Ákos in seiner Militäruniform, auffällig ist der Reichsadler mit Hakenkreuz auf seiner Brust Quelle: Dr. Dieter Weber

Andor Ákos ist eines der bekanntesten Opfer der NS-Ideologie in der Region. Nach seinem Dienst im österreichischen Heer und Architektur-Studium in München kam er 1920 nach Kempten. Obwohl er laut der NS-Ideologie als jüdisch galt, sah er sich selbst nie als Jude und war den Nationalsozialisten durchaus positiv gestimmt. Trotzdem waren es diese, die ihn schlussendlich in den Tod trieben.

Andor Ákos in seiner Militäruniform und Pfeife in der Hand, gerade am Schreiben
Quelle: Dr. Dieter Weber

Geboren wurde Andor Ákos am 17. Juli 1893 in Nagybecskerék im früheren Königreich Ungarn (heutiges Serbien) und wuchs katholisch auf. Er studierte in München Architektur. Im Ersten Weltkrieg kämpfte Ákos beim Tiroler Kaiserjägerregiment für sein Heimatland Österreich-Ungarn und wurde dort vom Kaiser persönlich mit hohen militärischen Ehren, dem „Orden der Eisernen Krone“, versehen.

1920, im Alter von 27 Jahren, kam Ákos nach Kempten, wo er schnell Wurzeln schlug. Durch seine bedeutende Arbeit als Architekt, die ein breites Spektrum von Kirchen-, Denkmalbau, Architektur, Inneneinrichtung und auch Design abdeckte,  machte er sich schnell einen Namen. Noch heute prägen seine Gebäude das Stadtbild und darüber hinaus das ganze Allgäu.

Außerdem war Ákos malerisch aktiv. Neben prominenten Kemptener Persönlichkeiten malte er auch Landschaftsszenen.

Ein Aquarellgemälde gemalt von Andor Ákos, das eine idyllische Landschaft mit einem kleinen Dorf zeigt
Aquarellgemälde von Andor Ákos (1922)
Foto: Ralf Lienert

Seine Abstammung und der als leicht fremdländisch beschriebene Akzent schadeten ihm keineswegs bei seinem Streben nach Zugehörigkeit und Anerkennung. Er schmückte sich gern mit Kontakten und wollte selbst zur Kemptener Elite gehören. Stets in Anzug und mit Hut auftretend, wurde er von Zeitgenossen als edel, chic und respekteinflößend wahrgenommen.

Porträt von Andor Ákos in Anzug und mit Hut
Quelle: Sammlung Lienert

Ákos‘ erste Frau, Maria Wenzel, starb 1934. Nur wenig später heiratete er Gertrud Schenk.

Selbstporträt mit Kreide von Andor Ákos als junger Mann
Foto: Dr. Dieter Weber

Als Ausländer sah er sich selbst nie, auch als er sich in der NS-Zeit durchaus der Diffamierung seiner Person ausgesetzt sah. Der stolze Patriot, der sich auch ideologisch gut in die Reihen der Nationalsozialisten einfügte, wollte an seinem Verdienst für die Kemptener Gesellschaft gemessen werden.

Die Vergangenheit holte den NS-Sympathisanten dennoch ein. So ging aus alten Akten hervor, dass Ákos‘ eigentlich katholische Mutter in zweiter Ehe mit einem jüdischen Bankier verheiratet war. Aus Sicht der Nationalsozialisten war Ákos damit in Teilen Jude und wurde mit dem Vorwurf der sogenannten „Rassenunreinheit“ konfrontiert, was schließlich dazu führte, dass der verheiratete und hoch geachtete Ákos vom Parteichef der Kemptener NSDAP aus Kempten vertrieben wurde.

Er floh nach Wien, wo er sich aus Angst vor weiterer Verfolgung auch seiner Frau für den Ehrentod entschied. Seine Ehre wollte sich der stolze Soldat nicht nehmen lassen. Am Abend des 30. Juni nahm die Dramatik ihren Höhepunkt, als sich Ákos vor seiner ausgebreiteten Sammlung militärischer Ehren im Hotel Kaiserpark erschoss. Er starb am Folgetag.

Als Oberleutnant und wegen seines ehrenvollen Todes wurde Andor Ákos mit hohen militärischen Ehren auf dem Soldatenfriedhof für die deutschen Gefallenen des Zweiten Weltkriegs beerdigt. Übrig ist ein Abschiedsbrief an seine Frau Gertrud, in dem er seine Liebe an sie sowie den Wunsch nach einem heldenvollen Tod hervorhebt.

Ein kreuzförmiger Grabstein direkt unter einem Baum steht in einem weiten Feld, das weit gesäumt ist mit gleichartigen Grabsteinen, die alle in Reihe stehen
Grab von Andor Ákos auf dem Wiener Zentralfriedhof für die deutschen Gefallenen des Zweiten Weltkriegs
Foto: Moritz Mißler
Hinter einem großen Baum erstrecken sich Reihen an Gräbern
Die Gruppe 97 auf dem Zentralfriedhof in Wien umfasst die Gräber der während des Zweiten Weltkriegs gefallenen deutschen Soldaten
Foto: Moritz Mißler
Nahaufnahme des kreuzförmigen Grabsteins
Ákos‘ Grab beschriftet mit seinem militärischen Rang als Oberleutnant
Foto: Moritz Mißler
Die Front eines historischen mehrstöckigen Gebäudes
Hotel Kaiserpark in Wien am Schloss Schönbrunn, wo sich Andor Ákos das Leben nahm
Foto: Moritz Mißler
ein kunstvoll ausgearbeitetes grünes Eingangsschild, das an einer historischen Fassade angebracht ist
Die letzten Überbleibsel des früheren Hotels, das nun umgebaut ist
Foto: Moritz Mißler
Abschiedsbrief von Ákos an seine Frau Trudl, in dem er seine Liebe zu ihr sowie den Wunsch nach einem heldenvollen Tod hervorhebt.
Abschiedsbrief von Andor Ákos an seine Frau Gertrud.
Das Original liegt im Stadtarchiv Kempten.
Todesanzeige Andor Akos
Todesanzeige von Andor Ákos, diese erwähnt in keinem Wort den Suizid
Urheber: Sammlung Lienert
Stammbaum der Familie Ákos. Geboren wurde Andor Ákos in der Region Banat im heutigen Serbien Urheber: Silas Vocke
Ákos neben dem Mesner von Mariaberg vor dem von Ákos entworfenen und am 23.09.1928 eingeweihten Mariaberger Kriegerdenkmal
Quelle: Hugo Naumann
Das Denkmal auf dem Mariaberg, das 1928 von Andor Ákos entworfen und nach dem Zweiten Weltkrieg ergänzt wurde, kann noch heute besichtigt werden
Foto: Corinna Weber