Familie Victor und Kleeblatt

Samuel und Louis Victor waren die Söhne des Handelsmannes Bernhard Victor und seiner Ehefrau Jette (geborene Levi). Samuel wurde als ältestes Kind am 20. April 1976 und Louis als mittleres Kind von sechs Geschwistern am 7. April 1880 in Burghaun bei Fulda geboren. Die älteste Schwester wurde nur wenige Tage alt, der zweitjüngste Bruder Max führte das Geschäft für Schlachtereizubehör der Eltern in Burghaun weiter und der jüngste Bruder Sali starb 1910 im Alter von 21 Jahren.

1907 kamen die Brüder Louis und Samuel Victor nach Kempten. Sie wohnten in der Mozartstraße 12 und eröffneten den vierten Käsegroßhandel Kemptens „Gebrüder Victor OHG“ in der Haslacher Straße 3. Im Haus Wildegger lagerten sie ihren Käse, welchen sie zudem in einem kleinen Laden in der Lindauer Straße verkauften. Sie führten ihren Laden gemeinsam, bis Samuel 1916 starb. Er wurde in Burghaun begraben.

Nach Samuels Tod holte Louis seine Schwester Gittel Kleeblatt mit ihrer Tochter Bella aus Warburg bei Kassel zu sich. Gemeinsam zogen sie in die Immenstädter Straße 20 zu Ullmann. Ihre zweite Tochter Martha Kleeblatt wohnte bis 1931 in Burghaun bei ihrem Onkel Max, um ihre Oma zu pflegen und Max in seinem Geschäft zu helfen. Am 26. Juni 1931 zog Martha zu Louis, Gittel und Bella in die Immenstädter Straße und begann wie ihre Schwester nach ihrem Schulabschluss eine kaufmännische Ausbildung im Käsegroßhandel des Onkels.

Dieser wurde im November 1938 nach der Reichspogromnacht geschlossen. Louis Victor wurde angeklagt und musste anschließend 14 Tage im Gefängnis verbringen.

Im Juli 1938 stellte Bella Kleeblatt einen Antrag zur Ausreise nach Brasilien, welcher abgelehnt wurde. Im Oktober 1940 verstarb Gittel Kleeblatt an Herzlähmung und Drüsenkrebs, woraufhin ihr Bruder Max Victor, welcher seit 1938 mit seiner Frau Selma Victor in Frankfurt wohnte, für ihre Beerdigung zwölf Tage nach Kempten kam.

Grabstein Gittel Kleeblatt; Foto: Ralf Lienert

Nach der Schließung des Großhandels suchten Louis Victor sowie Bella und Martha Kleeblatt nach Arbeit, wobei sie oft aufgrund ihrer Religion auf Ablehnung stießen wie beispielsweise bei dem Elektrizitätswerk „Hammerschmiede“ in Kaufbeuren. Louis fand im Sommer 1941 als Hilfsarbeiter eine Stelle bei der Gärtnerei Kurt Küchle und seine Nichten Bella und Martha bekamen dank Oberbürgermeister Otto Merkt ab Februar 1942 eine Arbeit bei der Firma Stiehle im Haubenschloss.

Am 31. März 1942 wurden Louis Victor, Bella Kleeblatt sowie Martha Kleeblatt mit dem Zug von Kempten nach München und danach ins das Ghetto Piaski deportiert, in welchem sie dann ermordet wurden.

Stolpersteine Max und Selma Victor
Stammbaum Familie Victor/ Kleeblatt, Erstellt: Sofia Koelber und Kim Martin

Quellen :

https://arolsen-archives.org

https://stolpersteine-burghaun.jimdofree.com

https://www.lagis-hessen.de/de/index

https://www.yadvashem.org/de.html

https://www.bavarikon.de